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Erinnern für die Zukunft - Wendepunkt in Österreichs Geschichte
Im Jubiläumsjahr der prägenden 5er-Jahre lud die Kultur.Region.Niederösterreich zu einem Kamingespräch ins Forum der HAK/HAS Tulln, wo die ehemalige Industriemanagerin und EU-Staatssekretärin Brigitte Ederer und Landeshauptmann a.D. Erwin Pröll einen bewegenden Blick in die Vergangenheit und einen ehrfurchtgebietenden Ausblick auf die Zukunft wagten.
2025 markiert ein Jubiläumsjahr in der österreichischen Zeitgeschichte: 80 Jahre Ende des Zweiten Weltkriegs, 70 Jahre Neutralität, 50 Jahre KSZE-Schlussakte und 30 Jahre EU-Beitritt. Diese Schlüsselmomente prägen nicht nur das kollektive Gedächtnis und die nationale Identität, sondern auch die Rolle Österreichs in Europa und in der Welt. Welche Lehren können wir aus den gesellschaftlichen Herausforderungen des ersten 5er-Jahres 1945 für die Gestaltung der Zukunft gewinnen? „Ganz entscheidende“, so Erwin Pröll: „Wir sind es gewohnt, immer nach vorne zu schauen, aber es ist wie beim Autofahren, wir müssen auch ab und zu in den Rückspiegel blicken, um sicher weiterzukommen.“ Die Neutralität, die 1955 begründet wurde, ist bis heute ein zentraler Bestandteil der österreichischen Politik und für Brigitte Ederer unumstößlich in der Verfassung verankert, aber: „Neutralität bedeutet nicht ´das geht uns alles nix an´. Das ist der falsche Zugang. Auch ein neutraler Staat hat ein Wertesystem zu verteidigen“, so Ederer.
Auch das Jahr 1975 war prägend, denn hier legte die KSZE-Schlussakte klare Prinzipien zur friedlichen Koexistenz und zur Unverletzlichkeit von Grenzen fest. Der Ukraine Krieg hat aber gezeigt, dass diese Prinzipien in der Praxis unter Druck geraten können, was ihre Gültigkeit für Erwin Pröll umso wichtiger macht. „Wenn jetzt ein Staat diese Grundsätze, die er selbst unterschrieben hat, mit Füßen tritt, macht das die Grundsätze nicht schlechter. So heftig man das Gegenüber auch verurteilt, man muss sich immer den Dialog offenhalten und darf nie aufhören miteinander zu reden, nur so kann man den anderen zur Vernunft bringen.“ 1995 war das Jahr des EU-Beitritts und Brigitte Ederer, die diesen als Staatssekretärin seinerzeit mitermöglicht hatte, ist froh über das Geleistete, sieht die mit dem Wirtschaftsbündnis geschaffene Sicherheit aber aktuell gefährdet. „Noch vor zwei Jahren hätte ich Ihnen gesagt: Wenn große Regierungen miteinander Handel treiben, ist das eine stabile Voraussetzung dafür, dass es keinen Krieg gibt. Heute bin ich mir da nicht mehr so sicher.“ 2025 könnte nicht nur ein Schlüsseljahr für den Konflikt zwischen der Ukraine und Russland sein, auch in Hinblick auf die schwelenden Wirtschaftskriege könnte das Jahr im Rückblick ein „5er-Jahr“ sein. Eine Aussicht, der Erwin Pröll mit Optimismus entgegentritt: „Wenn man sich im Rückblick anschaut, welche Hürden wir in den 5er-Jahren in Europa gemeistert haben, dann bleibe ich selbst in der schwierigen Situation 2025 optimistisch.“ Die Zeiten seien nicht lustig, aber wir könnten aus der Vergangenheit lernen, um die Gegenwart zu meistern.
Zum fesselnden Gespräch im vollen Forum der HAK/HAS Tulln begrüßte Kultur.Region.Niederösterreich Holding-Geschäftsführer Martin Lammerhuber neben Schülerinnen und Schülern, Lehrerinnen und Lehrern der Bildungseinrichtung auch zahlreiche Gäste aus Politik, Wirtschaft und Kultur, wie den Tullner Bürgermeister Peter Eisenschenk, Unternehmer Anton Haubenberger von Haubis GenussKultur, Haus der Digitalisierung-Geschäftsführer Lukas Reutterer und den Bürgermeister von Michelhausen Bernhard Heinl.





Erwin Pröll, Landeshauptmann a. D
Brigitte Ederer, ehemalige EU-Staatssekretärin und Industriemanagerin
Kamingespräch zum Nachhören am 16. April, 21.00 Uhr auf Radio NÖ