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Initiative Was uns zusammenhält
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Kultur.Region.Niederösterreich GmbH
3100 St. Pölten, Neue Herrengasse 10
schaufenster(at)kulturregionnoe.at
Kennwort: Was uns zusammenhält
MERCEDES ECHERER
Schauspielerin
Täglich erfahren wir von schwer zu meisternden Herausforderungen. Zum Beispiel, wenn Familien nicht an einem Ort leben, gar zerrissen wurden. Meine Tochter lebt und arbeitet (derzeit natürlich nicht) in NYC und berichtet über die Entwicklungen in ihrem Umfeld.
Wie jede Mutter mache ich mir Sorgen um jeden einzelnen in unserer Familie. Ein Gefühl von Hilflosigkeit oder gar Ohnmacht kann zermürbend sein. Wir müssen gesund bleiben, auch seelisch. Ich erinnere mich an meine Großmutter, die mir beim Verlassen der Wohnung immer gesagt hat: „Schlüssel hast du? Und vergiss Deinen Humor nicht!“ Danke Omi.
HEINZ FERLESCH
Chorleiter und Dirigent
Die Frage des inneren Zusammenhaltes in Gesellschaften ist eine zentrale Frage, die ursächlich mit dem Menschsein zusammenhängt. „Wir leben nicht nur vom Brot allein“ – in diesem Satz aus der Bibel ist viel gesagt, und er bestätigt sich gerade in unserer aktuellen Zeit. Menschen, die im Kulturbetrieb tätig sind, haben die herausfordernde aber auch sehr schöne Aufgabe, mit ihrem Können Mitmenschen Freude und Erlebnisse zu bieten, deren Inhalt Erkenntnisse über zentrale Fragen des Lebens zum Ausdruck bringen. Das Erleben von Kunst fördert gemeinsames Verständnis und Zusammenhalt von Ausführenden wie Publikum.
MONIKA BALLWEIN
Künstlerin & Vocal Coach
Ich bin selbständige Künstlerin und schon seit über 30 Jahren auf der Bühne – und plötzlich ist es bis auf Weiteres nicht mehr möglich. Es geht wahrscheinlich jedem damit ein bisschen anders! Einerseits ist es ein ganz neues Erlebnis, wirklich den ganzen Tag Zeit für meinen Sohn zu haben – und wir lieben es. Gleichzeitig merke ich auch wie sehr es mich stresst, nicht meiner gewohnten Arbeit nachgehen zu können. Wir singen gemeinsam, machen Videos und versenden sie, um Menschen so ein bisschen Kraft, Mut und Herzenswärme zu geben. Wir Freundinnen veranstalten einen regelmäßigen, gemeinsamen Call bei dem wir unsere Gedanken, Ängste, Sorgen austauschen – aber auch die schönen Dinge die uns bewegen. Dieses Miteinander verbindet und beruhigt.
THOMAS SAUTNER
Schriftsteller
Ganz normal bitte soll alles wieder sein, wünschen sich dieser Tage viele. Gar nichts Besonderes braucht’s. Wie einfach scheint plötzlich die Wahrheit. Der Sinn des Lebens ist das Leben selbst. Und wahr wird’s, wenn wir es sind.
ELSE SCHMIDT
Lehrbeauftragte Institut für Volksmusikforschung
Aus Fürsorge sollen wir den Nächsten aus dem Weg gehen. Das klingt paradox, ist aber keine Neuigkeit. Auch in anderen Lebenssituationen muss man aushalten, zum Wohle des anderen, auf Nähe zu verzichten: „Du musst loslassen können!“ Es geht um seelische Nähe! Sie kennen doch sicherlich Gedankenübertragung? Ich glaube fest daran, dass wir Unterstützung durch eine gedankliche Kontaktaufnahme schicken können, wenn das Mit-Anpacken ausfällt. Das hält uns zusammen. Die Verbindung aufrecht halten, gedanklich und tatsächlich: telefonieren, schöne Briefe schreiben, moderne Kanäle nutzen, um gemeinsame Erlebnisse zu haben und zu lachen! Not sehen, lindern versuchen. Positiv denken, gesund bleiben.
MARTIN SOMMERLECHNER
Theaterintendant, Referent Musik und Kunstschulen Niederösterreich
Zu Beginn ... da gab es so etwas wie die Mutprobe, was das Händeschütteln betraf. Das ist umgeschlagen. Gründlich. Wenn sich nun zwei Radfahrer begegnen fahren sie instinktiv ganz am Rand der Straße. Vom falschen Mut zur falschen Angst. Aber etwas Richtiges hat sich auch entwickelt. Mitten im Wald – in zehn Meter Abstand – sah eine Frau vom Handy auf und lächelte mir zu. In diesem Lächeln lag die totgesagte Solidarität, menschliche Fernwärme, Frühling. Ein Leben nach Corona. Johnson lenkt ein, China spendet Ausrüstung, Trump faselt, aber der Kongress beschließt Maßnahmen. Was ist los mit der Welt? Mir scheint, sie ist aus Angst mutig geworden.
JOHANNA DODERER
Komponistin
Ich nütze diese Krise, um den Blick zu schärfen für die Chancen, die jeder Krise innewohnen und staune täglich darüber, wie viele Dinge mir seit Jahren nicht mehr bewusst waren. Plötzlich erkenne ich auch, mit wie vielen Menschen ich verbunden bin, Menschen, mit denen ich seit Jahren (!) nicht mehr geredet hatte. Durch den Abstand den wir halten müssen, rücken wir alle ein bisschen mehr zusammen und ich verstehe jetzt, wie sehr mir das, während meines erfolgsorientierten Alltag, gefehlt hat. Was mir täglich auch hilft ist der Sport – und sei es täglich durch Yoga (das Netz ist voll mit Onlinekursen), oder durch unterschiedliche Joggingstrecken. Und zuletzt hilft mir das Vertrauen, dass wir alle gestärkt und gesund aus dieser Krise herauskommen und den Blick für das Wesentliche, in der Flut der Möglichkeiten, nicht gleich wieder vergessen.
JOHANNES KRISCH
Schauspieler
Trotz all den Einschränkungen, die uns jetzt auferlegt wurden, zeigt sich doch, dass wir doch noch nicht komplett unsere Mitmenschlichkeit und Lernfähigkeit verloren haben. Denn wie wir, sei es jetzt Arzt, Verkäufer, Krankenschwester, Stadtrat, Bürgermeister, Sanitäter, Feuerwehr, Polizei usw., ja jeder Einzelner von uns, bereit sind unserem Nächsten hilfreich zur Seite zu stehen, ist vorbildlich und wurde seit der schrecklichen Zeit der Weltkriege in diesem Ausmaß nicht mehr gelebt. Und das weltweit. Wir wurden wachgerüttelt, weil wir nicht bereit waren es selbst zu tun. Denn es geht um unsere Zukunft. Mögen uns weitere und schlimmere Krisen erspart bleiben.
HEIDEMARIE DOBNER
Globart Academy
Dienstag, 10. März 2020. Mein Geburtstag. Teambesprechung. Pläne schmieden. Plötzlich platzt die Nachricht in die Runde: „Ab morgen Homeoffice für alle.“ Innerhalb weniger Stunden war nichts mehr wie es war: Alles abgesagt. Stillstand. Panik. Angst. Ich sitze im Garten. Habe ich mir nicht immer schon gewünscht, den Frühling hier zu verbringen? Nach kurzer Schockstarre klingelt wieder das Telefon. Kinder, Enkelkinder, Geschwister, Mitarbeiter und Freunde melden sich. „Wir rücken alle zusammen und wir merken, wie schön es ist, in guter und gesunder Gesellschaft zu sein. Haltet durch. Der Herbst und die GLOBART Academy werden kommen.“
LEOPOLDINE SALZER
Musikschulleiterin
Eine Situation wie diese zeigt uns plötzlich und unvermittelt unsere Verletzlichkeit. Trotz der erzwungenen Distanz merkt man, dass plötzlich ein Geist des Zusammenhaltens da ist, den man vorher nicht so gespürt hat, vielleicht auch, weil man nicht die Zeit dazu hatte. Die Familie in einem Vier-Generationen-Haushalt wie unserem nimmt einen noch stärkeren Stellenwert ein, weil jeder auf jeden aufpasst. Und wenn bei jedem Kontakt mit meinen Lehrern das Wort „bleib gesund“ fällt, dann spüre ich, dass sogar so eine Situation etwas Positives bringen kann.
KAROLINE HUBER
Volkstanzgruppe St. Valentin
Meine ersten Gedanken waren: „Wie werden wir das jetzt meistern?“ Der 88jährige Schwiegervater, der alleine in seinem Haus wohnt, muss in gewohnter Weise versorgt werden. Selbst bin ich eine „Glucke“, die sich immer um das Wohl der ganzen Familie sorgt. Normalerweise ist das bei vier Kindern, vier Schwiegerkindern und acht Enkelkindern tagesfüllend. Plötzlich fällt das alles weg. Jetzt hat sich das Kümmern gewendet. Unsere Kinder schauen jetzt auf uns! Meine Gedanken und Gefühle sind nach wie vor sehr positiv.
HELGA STEINACHER
Kulturvermittlerin
Mich beschäftigt das Nachher. Derzeit steigen die Arbeitslosenzahlen im Minutentakt und wenn ich so um mich sehe, gibt es die Wenigsten, die ihren jetzigen Lebensstil nicht auf Pump aufgebaut hätten. Es wird Unternehmen geben, die in die Insolvenz gehen werden. Es werden Kredite nicht bedient werden. Die jetzt wegfallenden Einkünfte werden nicht alle kompensieren können. Also: Was hält uns zusammen? Die Angst. Denn die Krise betrifft jeden Einzelnen von uns. Niemand, egal ob privilegiert oder nicht, wohlhabend oder arm bleibt verschont. Corona betrifft uns alle; ist somit eine kollektive Erfahrung, die wir alle noch lange mit uns tragen werden. Diese kollektive Angst ist gleichzeitig eine Chance für Veränderungen. Das kann eine der größten kulturellen Leistungen der Gegenwart werden. In naher Zukunft werden viele Menschen sich in einer schwierigen Phase befinden und in existenziell bedrohliche Situationen kommen und die Frage wird sein: Nehme ich es wahr und denke ich mir „Gott sei Dank ist mir das nicht passiert“, oder nehme ich es wahr und denke ich mir „Tut mir leid, aber ich muss schauen, wie ich es selber schaffe“, oder nehme ich es wahr und sage „Mir geht es auch so, was können wir gemeinsam tun, um auch anderen in der Situation zu helfen.“
JOHANNES STANGL
Student und Aktivist „Fridays for Future“
„Es ist dumm, sich über die Welt zu ärgern. Es kümmert sie nicht“, stellte der Stoiker Marc Aurel vor fast 2.000 Jahren fest. Eine Krise gleich welcher Art zwingt uns dazu, unser gewohntes Weltbild zu hinterfragen. Was sind unsere Glaubenssätze über die Welt? Warum ärgern wir uns oder machen uns Sorgen, wenn sie sich anders verhält, als wir das erwarten? Für viele Menschen hat die alte Welt ohnehin nicht funktioniert. Spätestens mit dem Verfehlen der Klimaziele wäre sie für alle passé. Los geht’s! Das gemeinsame Erdenken einer gerechteren und zukunftsfähigen Welt ist, was uns jetzt zusammenhält.
CHRISTINE ZEINER
Hospizbewegung
In einer Gesellschaft möchten wir funktionieren und gefallen, vergessen in der Getriebenheit aber oftmals auf uns selbst. Was aber, wenn uns eine negative Nachricht ereilt, die unser Leben auf den Kopf stellt, uns die Füße unter dem Boden wegzieht? In meinen Jahren in der Hospizbewegung habe ich die Erfahrung gemacht, dass sich viele Menschen in einer Lebenskrise das erste Mal mit sich und ihrem eigenen Leben beschäftigen. Sich mit sich selbst zu beschäftigen, Dinge zu tun, die uns Freude machen, stärkt auch unsere Ressourcen. Was uns zusammenhält, ist das „Halten“ in einer unsicheren Zeit. Uns gegenseitig Mut zuzusprechen, Sicherheit zu vermitteln, ein Ankerplatz für den anderen zu sein und für die Schwächeren in unserer Gesellschaft Sorge zu tragen.
MICHAEL DUSCHER
Niederösterreich Werbung
In diesen für uns alle so fordernden Zeiten rückt man näher zusammen. Es ist vor allem die menschliche Komponente, die in den Vordergrund tritt. Man ist nicht mehr nur bloß ein Arbeitskollege oder vielleicht ein entfernter Bekannter. Man sorgt sich mehr um den anderen. Sich auf eine Situation ganz neu einstellen zu müssen, sorgt anfangs immer für Unsicherheit, aber wenn wir alle zusammenrücken, schaffen wir jede noch so große Herausforderung, davon bin ich überzeugt! Ich sehe die derzeitige Situation also auch als Chance für uns alle, den Zusammenhalt und das Miteinander auch in Zukunft wieder verstärkt zu forcieren.
WERNER LAMPERT
Bio-Pionier und Unternehmer
In einer stimmigen Verbundenheit entwickelt sich Vertrauen. Vertrauen in sich, Vertrauen zueinander. Tagtäglich erleben wir jetzt, wie sehr wir einander brauchen. Denn nur miteinander werden wir den kommenden Herausforderungen gewachsen sein. Heute sehen wir, welcher Schaden es wäre, würden wir über die Globalisierung die Ernährungssouveränität vergessen. Die lokale Landwirtschaft versorgt uns auch, wenn das Wirtschaftsleben zusammenbricht, wenn die Grenzen geschlossen werden.
ALFRED BERGER
Niederösterreichische Molkerei
Wie in Wien üblich ist der Kontakt im Wohnhaus auf Smalltalk reduziert. Seit Montag gibt es im Hauseingang Desinfektionsflaschen zur freien Entnahme. Einige Mitbewohner produzieren diese selber und stellen sie zur Verfügung. Das Schöne ist aber nicht nur diese Tat, sondern die Kommunikation, die krisengerecht über die gute alte Zettelwirtschaft läuft. Denn das ist auch mein persönlicher Beitrag, jeden so oft und eindringlich wie möglich darauf hinzuweisen, dass nur die maximale Reduktion der Kontakte der schnellste Weg in die Normalität ist.
FRITZ RIFFER
Primar und Klinikleiter
Ich spüre bei vielen Begegnungen mit unterschiedlichsten Menschen und meinen Liebsten, wie sehr uns die Sorgen, die Fragen, die Unsicherheiten zusammen-rücken lassen, ver-binden. Wie gut das tut! Wichtig für mich ist Dankbarkeit und – ja – ein Glücksgefühl, dafür, dass uns diese Herausforderung Platz lässt, Chancen wahrzunehmen! Für mich in der jetzt großen Herausforderung einer Klinikleitung. Ganz persönlich nehme ich mir täglich Zeit für einen Spaziergang, meist mit meiner Frau. Zum Nachdenken, Nachfühlen, Nachfragen. Was be-trifft mich/uns, was ändert sich in und um uns, in dieser viel zu schnellen Welt!
DIETER JUSTER
Projektentwickler und -begleiter
Mich begleitet das NICHTS. Bevor eine Idee da ist, braucht es das Nichts. Und jetzt haben wir gemeinsam die Möglichkeit, eben in diesen Raum des Nichts einzutauchen. Natürlich habe ich Angst … aber stärker ist die Herausforderung, mit Wohlwollenden NEUES entstehen zu lassen. Halten wir inne, passen wir aufeinander auf und lassen wir danach Besonderes entstehen.
ELISABETH HABERHAUER
Niederösterreichischer Blasmusikverband
„Bleibt’s daheim“ – doch was wirklich dahintersteckt, das wird uns allen mittlerweile erst nach und nach bewusst. Ich bin alleinerziehende Mutter von zwei schulpflichtigen Söhnen, die zu Hause von mir betreut werden – und tatsächlich, wir genießen jede Minute miteinander. Bedeutet es wirklich einen Verlust, nicht von Termin zu Termin hetzen zu müssen? Die Welt steht nicht still, sie verlagert sich nur – denke ich – auf das wirklich Wesentliche – den Zusammenhalt der Familie, auf das Aufeinanderschauen. Ich bin dankbar für die gewonnene, wertvolle Zeit!
PETER CORETH
Museumsgründer
Mir haben Krisen geholfen, mich neu zu erfinden. Mit 27 Jahren in London gestrandet, streunte ich durch die Museen auf der Suche nach Orientierung. Erstmals sprachen Kunstwerke zu mir. Ich vernahm die vielstimmige Antwort auf das Rätsel der Existenz und fühlte mich nicht mehr allein. Damals begann ich zu sammeln und die Artefakte nach Weltbildern und Motiven zu präsentieren. Heute kommt es vor, dass ich in einer schlaflosen Nacht mein Museum Humanum aufsperre und in die Aura der kollektiven Imaginationen eintauche. Danach kann ich beruhigt einschlafen, von Mitmenschen vieler Epochen gehalten, mit ihnen verbunden.
